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Wohnungsmarktbarometer 2020 - Corona und Mietendeckel im Mittelpunkt
Im Rahmen des IBB Wohnungsmarktbarometers 2020 gaben mehr als 200 Expertinnen und Experten ihre Einschätzung zum Berliner Wohnungsmarkt. | Foto: Nasta Faley auf Pixabay

Wohnungsmarktbarometer 2020 - Corona und Mietendeckel im Mittelpunkt

15. Oktober 2020

Der in Berlin seit Jahren angespannte Wohnungsmarkt steht dieses Jahr mit der Corona-Pandemie und dem Mietendeckel vor zusätzlichen Herausforderungen. So das Ergebnis des jährlichen Wohnungsmarktbarometer der Investitionsbank Berlin (IBB) für 2020. Für die Studie gaben mehr als 200 Expertinnen und Experten ihre Einschätzung zum Berliner Wohnungsmarkt. Bewertet wurden die aktuelle Marktlage, die Anforderungen und Probleme des Wohnungsmarktes, das Investitionsklima sowie die Auswirkungen der Coronakrise.

Aktuelle Probleme

Das Wohnungsmarktbarometer fasst unter anderem die größten Probleme des Berliner Mietwohnungsmarkt zusammen. Zu diesen gehören derzeit die Baulandknappheit, der Widerstand gegen neue Bauvorhaben von Bürgerinitiativen sowie die zu geringe Zahl großer Wohnungen. Außerdem lassen sich in dem Ranking 2020 deutliche Verschiebungen ablesen, die im Kontext von der Coronakrise und dem Mietendeckel gesehen werden müssen. So haben in diesem Jahr das geringe Einkommen der Wohnungssuchenden, nicht kostendeckende Mieten sowie die fehlende Finanzierbarkeit von Modernisierung und Sanierung über marktfähige Mieten an Relevanz gewonnen. Steigende Nettokaltmieten und zu geringe Bautätigkeit spielen dagegen, im Vergleich zu den Vorjahren, nur noch eine untergeordnete Rolle.

Eingetrübtes Investitionsklima

Auch die Investitionsflaute im Neubau und Bestand setze sich 2020 weiter fort und müsse im Zusammenhang mit Mietendeckel und Coronakrise gesehen werden, hieß es in dem Bericht. Betroffen sind insbesondere Investitionen in Bestandsmaßnahmen sowie in den Neubau von Mietwohnungen. 2020 erstmals betroffen ist der Bereich Modernisierung und Umbau. Die Erwartungen der Expertinnen und Experten bleiben auch für die nächsten drei Jahre verhalten.

Auswirkungen der Coronakrise

Im Rahmen der anhaltenden Coronakrise wurden den Experten dieses Jahr auch explizierte Fragen zu den möglichen Auswirkungen der Pandemie und der einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen gestellt. „Bereits heute sind nach Meinung der Expertinnen und Experten zunehmende Engpässe bei den Baukapazitäten, insbesondere bei Bauanträgen und Baugenehmigungen, zu spüren“, sagt der IBB-Vorstandsvorsitzende. „Diese Engpässe werden in den kommenden zwei Jahren weiter zunehmen sowie Immobilieninvestitionen eher zurückgehen.“ Die Befragten sind aber auch der Meinung, dass sich in vielen Bereichen perspektivisch keine Auswirkungen zeigen werden. Die Bewertungen müssten dabei vor dem Hintergrund des Befragungszeitpunktes Mai und Juni 2020 betrachtet werden.

Anspannung im Miet- und im Eigentumssegment

Im Segment „Miete und Eigentum“ zeigt das IBB-Wohnungsmarktbarometer, dass die Situation in nahezu allen Mietsegmenten sehr angespannt bleibt. Besonders das untere und das mietpreisgebundene Preissegment, aber zunehmend auch das mittlere Preissegment, sind von hohen Angebotsdefiziten betroffen. Die Marktlage beim Wohnungseigentum weist ebenfalls Angebotsdefizite auf, jedoch im geringeren Ausmaß. Für die kommenden drei Jahre sehen die Expertinnen und Experten erste Signale einer geringfügigen Verbesserung in einigen Teilbereichen, etwa dem mittleren Mietpreissegment. Von einer Entspannung der Wohnungsmarktsituation ist jedoch weiterhin nicht auszugehen. (nm)